Nachdem ich Anfang des Monats schon ein paar Statistiken gepostet habe, soll es nun um die Fragen gehen, die Susanne gestellt hat:
Als wir hier her gezogen sind, habe ich öfter gesagt bekommen: „net gschumpfe is gnug globt“ – nicht geschimpft ist genug gelobt. Wenn sich also niemand über mich aufregt, scheint es ganz gut zu sein, was ich mache – oder zumindest ok. Die Menschen hier sind generell weniger offensichtlich offen, zugänglich und herzlich. Ich glaube, wenn man alleine hier her zieht, fällt einem das Eingewöhnen recht schwer. Dazu kommt der Dialekt: hohenlohisch. Menschen, die stark Dialekt reden, verstehe ich immer noch nicht. Und von denen gibt es hier einige.
Dô hewâdâr aich awer aa s´schenschd Weedâr rausgsuâcht. – Da habt ihr euch aber auch das schönste Wetter rausgesucht.
Ich hatte damals zwei, inzwischen ja vier Kinder. Kinder erweichen die Herzen: sie bringen die Leute dazu, mit uns zu lachen oder (halbwegs hochdeutsch) zu sprechen. Außerdem kam ich automatisch durch Kita oder Schule in Kontakt mit anderen Eltern und inzwischen „kennt man sich eben“. Es wird nie so sein wie bei den anderen, die schon zusammen in der Schule waren und sich ihr Leben lang kennen. Damit habe ich mich abgefunden. Ein Teil meines Umfeldes besteht auch aus Zugezogenen, witzigerweise fast alle aus Sachsen.
Seit 2015 gibt es hier auch Container mit Flüchtlingen, zu uns fast alles Familien, inzwischen fast alle in der Anschlussunterbringung – auch hier. Bereits vor der Ankunft wurden Arbeitskreise gegründet und die Ankunft vorbereitet. Höhepunkt der Zusammenarbeit war 2016 das Begegnungsfest. Ich war von Anfang an mit dabei und habe z.B. die Webseite eingerichtet, eine Facebook-Seite und ich habe bei den Treffen des Steuerkreises die Protokolle geschrieben – Sachen also, die ich auch zwischendurch und von zu Hause aus machen konnte. Das war aber auch das Schöne: jeder konnte sich so viel einbringen, wie er es eben schafft – kein Muss, jede Hilfe ist willkommen. Dadurch habe ich noch einmal andere Menschen kennen gelernt – besonders bei der Vorbereitung des Begegnungsfestes: die Landfrauen z.B.. Manchmal, wenn ich etwas Leerlauf habe, denke ich, dass ich da auch mitmachen sollte…
Touristen gibt es bei uns übrigens eher so – keine. Sie tummeln sich im Nachbarort oder etwas weiter weg in Rothenburg oder in Schwäbisch-Hall.

Die „Fremden“ hier sind die vielen Schüler. Denn obwohl meine kleine Stadt nur 2500 Einwohner (mit allen Eingemeindungen: 4500) hat, haben wir ein Gymnasium mit etwas über 400 Schülern und um die 40 Lehrern. Das Gymnasium hat ein sehr großes Einzugsgebiet. Die meisten Schüler kommen mit dem Bus. Eine Freundin von K1 fährt 6:17 los, damit sie 7:45 in der Schule ist. 6:17! da sind meine Kinder noch nicht einmal wach!. In den Mittagspausen überschwemmen die Schüler die lokale Wirtschaft oder jetzt im Sommer die Eisdiele. Außerdem gibt es ein Schulungszentrum der Volksbank, was dann gelegentlich Anzugträger in die Stadt zum Essen schickt.
Meine Nachbarn sind schnell erzählt. Im Haus wohnen noch drei weitere Mieter: eine ältere Frau und ein älteres Ehepaar. Beide haben selbst 4 oder 5 Kinder groß gezogen, sodass sie unseren Krach stoisch ertragen – wir wohnen ganz oben und die Kinder poltern jedes anders durchs Haus… Wir sehen uns jetzt wo es wieder wärmer wird draußen fast täglich und besonders mit dem Ehepaar, sie wohnen direkt unter uns, halten wir oft ein Schwätzchen. Die anderen Nachbarn in den umliegenden Häusern kenne ich kaum, manche habe ich noch nie gesehen. Außer einer Familie: sie haben drei Kinder: K1 ist mit deren K1 befreundet, K2 mit deren K2 und K3 mit deren K2 und K3 (naja, die Freundschaft mit K2 ist eher einseitig – K3 sagt: „der K2 ist unser Lieblingsfreund!“ ;)) Leider haben sie kein K4. Wir Mütter und eine weitere mit 2 Kindern waren schon gemeinsam Zelten – ein großer Spaß für alle und weniger anstrengend als es klingt 😉 Sie sehen wir also oft und gerade auf Ausflüge (z.B. ins Legoland) nehme ich auch gern eins oder zwei Kinder von ihnen mit – so haben meine einen Gesprächs- und Spielpartner und kleben weniger an mir 😉
Komisch angeguckt werde ich hier übrigens nicht wegen der vielen Kinder, sondern weil ich nicht verheiratet bin. Und weil ich als Mutter schon recht schnell wieder arbeite – aber das wandelt sich zur Zeit ganz stark. Damit bin ich nicht mehr so allein.