In diesem Monat geht es bei Susanne um die Versorgung. Das sind ihre Fragen:
Ich werde zwei Posts schreiben: einen Jammer-Post, in dem ich euch beschreibe, was es alles nicht gibt. Und dann schreibe ich euch einen Jubel-Post, in dem ich beschreibe, was
es dafür alles für Schätze hier gibt. Versprochen! Jetzt müsst ihr erstmal durch den Jammer. Zur Erinnerung: wir leben auf dem Land, in einer „Stadt“ mit (incl. aller Eingemeindungen) 4500 Menschen. Wir sind ein 6-Personen-Haushalt.
Neulich bei einer Instagram-Challenge habe ich das noch mal zusammengefasst … siehe Bild. Wie auch schon im ersten Beitrag beschrieben, gibt es hier viel Landschaft. Im Ort gibt es einen Edeka, einen Penny – das wars an größeren Lebensmittelgeschäften. Ich mache einen Monatsplan mit den Mittagessen (diese Vorausplanung entlastet mein Gehirn und man kann hier nicht mal eben schnell gehen und was holen…). Dazu schreibe ich schon einen Einkaufszettel für jede Woche, der an der Pinnwand hängt und über die jeweilige Woche noch von allen ergänzt wird. Ich mache freitags vormittags den Wocheneinkauf im Edeka. Freitags nachmittags gehe ich auf den Markt und montags kommt die Gemüsekiste. Zu beidem schreibe ich noch was im Jubel-Post 😉 Rossmann ist in 10Minuten mit dem Auto zu erreichen, DM braucht schon fast 30 Minuten mit dem Auto. Dafür gibt es bei uns auch eine Liste und ich fahre etwa aller 2-3 Wochen zu einem von beiden. Soweit die Sachen für den täglichen Bedarf. Ach so: Apotheke, Bäcker und Metzger sind fußläufig zu erreichen.
Zur medizinischen Versorgung: es ist momentan noch ganz ok. Wir hatten hier 3 niedergelassene Hausärzte. Zwei davon hören dieses Jahr altersbedingt auf, es gibt keinen Nachfolger. Der Dritte ist auch schon über 60. Letzterer hat seine Praxis direkt gegenüber von unserem Haus. Und ganz ehrlich: das hat mich sehr beruhigt, als wir hierher gezogen sind. Sein Auto steht jeden Tag auf demselben Platz. Wir sehen sofort, wenn er ein neues hat. Selbst K3 grüßt ihn schon, weil wir ihn öfter treffen oder wir über ihn reden. Wir hoffen, dass es eine Lösung für die Ärztesituation gibt, denn einer allein stößt hier schnell an Grenzen. Hier in der „Stadt“ gibt es zwei Zahnarztpraxen – das ist super so. Für alle weiteren Ärzte fahren wir jeweils 30 Minuten: Kinderarzt, Augenarzt, Frauenarzt, etc. Nur der HNO ist näher: 20 Minuten. Kliniken sind auch 30 Autominuten weg – 4 in unterschiedlichen Richtungen, übrigens auch die, in denen K3&4 zur Welt kamen. Auf der Wöchnerinnenstation gingen auch einige Geschichten von Eltern, die es gerade so noch auf den Parkplatz geschafft haben, rum….
Alles Weitere ist Luxus: eine gute Buchhandlung? Bisher habe ich noch keine hier gefunden. Klamottenläden? haha – und dann auch noch Fair Trade? ähm… nächste Frage… originalsprachiges Kino – das nächste (kleine) Kino ist etwa 20 Autominuten, die größeren 30 Minuten weg. Da war ich aber erst 2x in den letzten 8 Jahren. Ich muss sowas von langer Hand planen: Babysitter, wann kommt wo welcher Film, etc. Das ist mir zu umständlich. Als ich noch in einer großen Stadt und ohne Kinder wohnte, war ich wöchentlich mindestens ein Mal, meist recht spontan, im Kino. Meist Programmkino. Das fehlt mir schon etwas. Aber so ist es wohl. Ich kann nicht einmal genau sagen, ob es an den fehlenden Möglichkeiten hier oder an der momentanen Familiensituation liegt. Ich habe gerade nicht mal Zeit, regelmäßig Filme oder Serien bei den bekannten Streamingdiensten zu schauen.
Vielleicht fragt ihr euch, wie wir trotzdem zu Klamotten, Büchern, etc. kommen: ja, für die Landbevölkerung ist dieses Internet ein Segen! Der Prozess heißt „Urbanisierung“ und damit ist gemeint, dass sich das städtische Lebensgefühl auf dem Land ausbreitet. Ein Grund dafür ist das Internet: man muss nicht in einer großen Stadt wohnen um bei coolen Shops einzukaufen oder bestimmte Marken zu tragen. Leider kommt dadurch das „Bummeln“ zu kurz: das Rumschauen und Kaufen, auch wenn man ohne Kaufabsicht los gegangen ist. Positiver Nebeneffekt – zumindest bei mir: es schont den Geldbeutel und ich häufe nicht so viel „Kram“ an.
Noch kurz zu Kindergärten und Schule: Auswahl an Kindergärten vor Ort: 2. Beide öffnen 7:30 und schließen 16 Uhr, freitags schon 13 Uhr. In den Regelgruppen sind die Kinder 6h täglich – die meisten gehen über Mittag nach Hause und kommen nachmittags nochmal für 1-2h. Es gibt ein paar wenige Plätze mit 8h. Kein Vergleich zur Kita in Leipzig, die von 6-18 Uhr offen hatte… Wir haben uns damit arrangiert, meine Schulleitung plant mir den Unterricht so, dass es geht (Teilzeit. Vollzeit wäre wohl mit den Kita-Öffnungszeiten nicht zu machen, ich muss ja auch noch vorbereiten und so….). Grundschule und Gymnasium sind vor Ort und in 8 Minuten zu Fuß zu erreichen, Realschule ist 10 Autominuten entfernt – dorthin fährt auch ein Bus. Das ist also alles noch ganz gut zu machen.
Was ich hier versorgungsmäßig manchmal vermisse sind Restaurants und Cafés. Ich koche gern, ich gehe aber auch gern essen. Oder ich sitze in einem Café herum und beobachte Menschen oder die Möglichkeit, sich in einem solchen zu treffen und zu quatschen. Besonders fehlt mir ein indisches Restaurant, da würde ich gern öfter hin gehen.
Oh. oh ich muss unbedingt laaange kommentieren und bin schon viel zu müde .. ich muss morgen dran denken … ich muss morgen dran denken …gähn .. ich muss morgen dran…. gähn denken .. morgen dann .. ja, ich setze mir ein Lesezeichen!
Liebste Frau Schuetze,
welch wunderbarer Beitrag. Ich hatte meinen nächsten schon geschrieben: über das Angebot an Restaurants und kleinen Kaffeehäusern und so weiter.
„Das städtische Lebensgefühl breitet sich via Internet aus.“ Das kann gut sein. Ist vermutlich auch so. Zugang zu den meisten Sachen hat man dadurch ja. Das würde mir draußen auch wohl fehlen .. aber nur, weil ich es so gewohnt bin.
Überhaupt kann es gut sein, dass dieses Angebot an allem in – vor allem bei mir hier – unmittelbarer Nähe dazu führt, dass man doch einen seriösen Grad an Verwöhntheit erreicht. Ohne, dass man was dafür kann.
Irgendwie!
Ich habe deinen Beitrag wirklich sehr genossen!
GLG
Susanne
vielen Dank! 🙂
Jaaa, das kenne ich. Ich bin hier aufgewachsen (Dorf in der Nähe ) und jeder machte seinen Führerschein so, dass er ihn pünktlich zum 18. hatte. Coole Klamotten kaufen war früher 45 min entfernt.
Und ja, auch mir fehlt indisches Essen, aber immerhin gibt es 10 min entfernt (ich meine übrigens immer Autominuten) einen leckeren Italiener; )
Ja, das mit dem Führerschein ist hier auch so. Inzwischen wird der sogar eher gemacht, weil man mit 17 schon fahren darf, wenn man einen begleitenden Erwachsenen dabei hat – ein Stück Freiheit 😉 einen Italiener haben wir tatsächlich sogar hier im Ort, mit Kellerbar freitags und samstags (da war ich allerdings noch nie)!