Vier echte Schulwochen – mit viel Stress und Zusatzkram. Viele Sachen beschäftigen mich längerfristig.
Arbeit. Ich arbeite Teilzeit: 75% (das hat verschiedene Gründe, über die ich vielleicht wann anders mal schreibe). Das macht bei „normalen Arbeitnehmern“ 30 Zeitstunden pro Woche. Hier drunter eine Übersicht über meine Arbeitszeiten der letzten vier Wochen. 75% als Lehrer heißt: 18 Stunden verplanter Unterricht, wobei ich zur Zeit weniger Präsenz-Zeiten habe, weil meine Ethikstunden in Kl. 7 & 9 entfallen bzw. als Fernlernen durchgeführt werden sollen. In KW 27 habe ich mich einen Tag lang um K4 mit Schnoddernase plus K3 gekümmert – deshalb ist dort die normale Arbeitszeit um 6h reduziert. (Zwei weitere Tage hat der Mann übernommen. Wegen Corona dürfen Kinder (+Geschwisterkinder) bei kleinsten Erkältungsanzeichen nicht in die Kita gehen.)

Zur Arbeitszeit zählt z.B. Mails an Schüler*innen schreiben, Antwortmails verfassen, Unterricht vor- und nachbereiten, unterrichten, Konferenzen, Jahrbuch erstellen, fachlicher und/oder pädagogischer Austausch mit Kolleg*innen, Beratung von Schüler*innen, Tische desinfizieren, kopieren, Audiodateien fürs Fernlernen aufnehmen, Videokonferenzen, Gedanken machen über Verknüpfung von Fern- und Präsenzlernen, gegen den Drucker kämpfen, vom 2. Stock des einen Gebäudes quer über den Hof zum anderen Gebäude laufen, weil nur ein Drucker im Netzwerk ansteuerbar ist, Abschluss mit den Abiturienten (nicht dazu gezählt habe ich übrigens das Treffen mit meinem Ethikkurs, der letztes Jahr Abitur gemacht hat), etc… An normalen Schultagen trage ich keine Pausen ein, weil ich keine habe. Ich habe die App „Stempeluhr“ genutzt. Ich habe sie übrigens nicht aktiviert, wenn ich „nur mal schnell“ zwischen Essen kochen und Kinder zu Tisch rufen auf eine Anfrage in diversen Messengern reagiert habe. Da müsste ich noch strenger mit mir werden… In diesen 4 Wochen habe ich fast 30 Stunden, also quasi eine Woche, mehr gearbeitet. Ich hoffe, ich erinnere mich in den Ferien daran, damit ich ohne schlechtes Gewissen auch mal nichts / etwas anderes tun kann….
ethisch leben. Zusammen mit K1 am E-Learningkurs „ethisch leben“ der Landeszentrale für politische Bildung teil genommen (20.5.-14.6.). Mehrere Erkenntnisse daraus arbeiten noch, u.a. wie wir den Alltag noch nachhaltiger gestalten können. Ich habe schon so viele Dinge, Tipps und Ratschläge gelesen – und doch scheint vieles nur in Single-Haushalten umsetzbar. Es war außerdem eine interessante Erfahrung mit erwachsenen Menschen aus so unterschiedlichen Kontexten zu diskutieren. Den Kurs gibt es im September / Oktober wieder. (Diesen Kurs habe ich übrigens nicht als Arbeitszeit gezählt, obwohl es eigentlich, genau genommen, eine Fortbildung war….)
Rassismus. Ich lese zur Zeit viel (gemessenen an meinem Lesevolumen der letzten 5,5 Jahre, seit K3 auf der Welt ist), unter anderem Michelle Obamas Becoming. Sie schildert darin u.a. ihre Erfahrungen von Rassismus- meist in Nebensätzen. Als wäre es normal. Ebenfalls Tupoka Odette im aktuellen Zeit-Magazin (und in ihrem Buch Exit Racism, das ich grad als Hörbuch bei Spotify höre und als echtes Buch zu Hause habe um Passagen daraus mit Schüler*innen zu lesen) und Marwa el-Sherbini in diesem Insta-TV. Es macht mich sehr nachdenklich. Als Lehrerin bin ich Teil des Systems und ich achte verstärkt auf die Symptome. Ich bin leider sehr viel ratloser als vor meiner Beschäftigung mit diesem Thema.